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u möchtest dich selbständig machen und überlegst, welche Rechtsform es sein sollte. Vom Einzelunternehmen bis hin zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gibt es eine breite Vielfalt. Doch Achtung: Nicht jede Rechtsform eignet sich aufgrund ihrer spezifischen Merkmale für jede Unternehmensgründung. In diesem Beitrag erfährst du, ob die GmbH-Gründung etwas für dich wäre oder nicht.

Vier Vorteile der GmbH

1. Haftungsbeschränkung: Ob reguläre GmbH oder Mini-GmbH, Du haftest für die Schulden der Gesellschaft nur bis zur Höhe deiner Stammeinlage. Gerätst du in die Insolvenz, kannst du nicht in die persönliche Haftung genommen werden. Solltest du jedoch Geschäftsführer sein, ist eine Aushebelung der Haftungsbeschränkung möglich.

2. Niedrige Steuern: Die Körperschaftsteuer beläuft sich auf 15 %. Der gleiche Satz wird für die Gewerbesteuer auf den Gewinn angesetzt. Sehr preiswert ist zudem die Besteuerung auf erzielte Dividenden, die Geschäftsführergehälter und andere Leistungen.

3. Befreiung von der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht: Wirst du Geschäftsführer und gleichzeitig Mehrheitsgesellschafter deiner GmbH, musst du dich nicht über die gesetzliche Rentenversicherung versichern. Gerade dieser Punkt ist für Jungunternehmer oft spannend. Sie können so ihre Altersversorgung flexibler gestalten.

4. Private Altersversorgung aufbauen: Die GmbH kann dir als Geschäftsführer mit einer Pensionszusage eine Hinterbliebenenrente, Berufsunfähigkeitsversicherung und Altersversorgung in einer gewissen Höhe zusagen. Somit ist das Unternehmen verpflichtet, dir ab einem bestimmten Alter eine Altersrente auszuzahlen. Dabei ist unerheblich, wie alt du wirst.

Vier Nachteile der GmbH?

1. Großer Aufwand: Die Existenzgründung in Form einer GmbH ist aufgrund der zahllosen Vorschriften aufwendig. So unterliegt diese Rechtsform den Bedingungen des Handelsgesetzbuches (HGB).

2. Hohe Kosten durch Formalitäten und Beratung: Für die GmbH-Gründung sind eine notarielle Beurkundung und eine Eintragung in das Handelsregister erforderlich. Sollte dazu noch der Beratungsaufwand groß sein, entstehen verhältnismäßig hohe Kosten - und das gleich zu Beginn der Unternehmensgründung.

3. Problembewusstsein: Nimmst du in deiner GmbH die Rolle als Gesellschafter und als Geschäftsführer ein, musst du dir über Folgendes im Klaren sein: Das Gesellschaftsvermögen ist fremdes Vermögen. Der Umgang mit ihm ist gesetzlich streng geregelt. Solltest du nachlässig werden, kannst du sogar ins Gefängnis gehen. Es ist daher unerlässlich, sich kontinuierlich über die Ertragslage, Liquidität und den Verschuldensgrad des Unternehmens zu informieren.

4. Sicherheiten geben: Die Haftungsbeschränkung der GmbH ist eine feine Sache, aber bei Krediten und größeren Geschäften verlangen Finanzgeber und auch Lieferanten Sicherheiten. Oft musst du dafür mit dem Privatvermögen bürgen. Dies hebelt den oben genannten ersten Vorteil einer GmbH wieder aus. (Dazu mehr weiter unten.)

Tipps für die Entscheidungsfindung

Eine Mini-GmbH eignet sich nur, wenn der Kapitalbedarf niedrig ist. Wird sich nicht daran gehalten, kann es rasch zur Insolvenz durch Überschuldung kommen. Kannst du nicht hinreichend Stammkapital aufbringen, könntest du daran denken, eine sogenannte »Limited« abzuschließen. Meist wird dieser Schritt bereut, denn die Folgekosten sind hoch. Bei einer UG besteht dieser Nachteil nicht.

Solltest du dich für die GmbH oder Mini-GmbH entscheiden, kannst du geschickt Gründungskosten durch ein Musterprotokoll vom Gesetzgeber sparen. Darüber hinaus ist es hilfreich, risikoreiche Geschäftsfelder komplett auszulagern. Geschäftsführer sollten auch smarte Eheverträge abschließen, bei denen sie das Privatvermögen auf den Ehepartner transferieren. Im Haftungsfall mindert dies die Haftungshöhe.

Aspekte wie diese kannst du am besten mit einem Rechtsanwalt oder einem Steuerberater absprechen. Wichtig ist, dass die Experten sich tatsächlich gut mit dem Konstrukt der GmbH auskennen. Nur so hast du einen kompetenten Berater an deiner Seite. Bedenke auch, dass wegen der umfangreichen, komplexen steuerlichen Vorschriften eine kontinuierliche Betreuung durch eine Steuerberatung erforderlich ist. Dadurch reduzierst du Schwierigkeiten mit dem Finanzamt und hast Zeit für dein Kerngeschäft.

Ist die GmbH eine Alternative für Freelancer?

Teilweise wird Freelancern dazu geraten, eine GmbH zu gründen. So könnten sie sich vor dem Vorwurf der Scheinselbständigkeit schützen. Das kann sich lohnen, muss es aber nicht. So könnte dieser Schritt als Umgehungslösung deklariert werden. Aus steuerlicher Sicht kann die GmbH-Gründung allerdings interessant sein.

Was sollst du nun tun?

Die Existenzgründung ist komplex. Je aufwendiger deine Geschäftsidee ist, umso umfangreicher ist auch die Unternehmensgründung. Es gibt also deutliche Unterschiede zwischen der Gründung eines Kosmetiksalons, einer selbständigen Tätigkeit als Webdesigner oder eines Betriebs zur Produktion von Biogetränken in hohen Mengen. Es ist ratsam, gleich zu Anfang kompetente Experten zu konsultieren. Das mag teuer erscheinen, aber ist ein wichtiger Schritt. Nur so kannst du allumfassend beraten eine fundierte Entscheidung treffen.

Eine GmbH und Mini-GmbH haben gewisse Vorteile. Jedoch sind sie nicht zwingend die optimale Gesellschaftsform für dich. Steuerberater und Rechtsanwälte können dir bei der Entscheidungsfindung helfen, sofern sie dafür über das erforderliche Fachwissen verfügen. Unerlässlich ist, dass die Experten gemeinsam mit dir die Unternehmensgründung ganzheitlich betrachten. Nur die steuerlichen Vorteile einer GmbH zu berücksichtigen, wäre falsch. Alle Aspekte müssen mit einbezogen werden. Allein hieran siehst du, dass du dich nicht auf die Schnelle selbständig machen kannst. Der Schritt will gut überlegt und geplant sein.

Wichtig: die hier angebotenen Informationen dienen der Orientierung und ersetzen keine Rechtsberatung. Bitte wenden Sie sich an einen qualifizierten Anwalt, Fachanwalt oder Notar, um Ihre eigene Situation abzuklären.

Stand Februar 2021

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Photo by Charles Forerunner on Unsplash

Publiziert am 
Feb 24, 2021
 in Kategorie:
Planung

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