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m allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begrifflichkeiten Selbständiger und Freiberufler gern durcheinander geworfen. Doch die Rechnung „selbstständig gleich freiberuflich“ geht nicht auf. Stattdessen existiert zwischen den beiden Kategorien ein großer Unterschied. Jeder, der auf eigene Rechnung arbeiten möchte, sollte sich darüber bewusst sein. Immerhin ist gerade die Anfangsphase der neuen Unabhängigkeit schwierig und somit ist es ratsam, über ein fundiertes Grundwissen zu verfügen. Hier erfahren Sie, inwiefern sich freiberuflich von selbständig unterscheidet.

Was ist Selbständigkeit?

Mit dem Begriff Selbstständigkeit wird ein Erwerbsmodell bezeichnet, bei dem Personen auf eigene Rechnung unternehmerisch tätig werden. Im Unterschied zu Angestellten, die nur für einen Teil ihrer Tätigkeiten haftbar gemacht werden können und ein Gehalt von einem Betrieb beziehen, ist der Selbständige unter eigenem Namen tätig. 

Freiberufler gehören zu der Gruppe der Selbständigen, aber nicht jeder Selbständige ist ein Freiberufler. Die Selbständigkeit kann in Form eines Einzelunternehmens erfolgen, mit eigenem Betrieb oder Gesellschaft. Bezüglich der Branche gibt es nahezu keine Grenzen.

Selbständig vs. Freiberufler: Der markanteste Unterschied ist das Berufsfeld

Der wichtigste Unterschied zwischen Selbstständigen und Freiberufler besteht im Berufsfeld. Das bedeutet gleichzeitig, dass Sie sich zumeist keine Liste mit Pros und Contras für selbständig vs. freiberuflich anfertigen müssen. Sie können nämlich in der Regel nicht entscheiden, ob Sie lieber in die Kategorie Freiberufler oder Selbständiger fallen. Das ist für einige Selbständige schade, da Freiberufler einige Vorteile genießen. Sie finden sich vor allem im geringeren bürokratischen Aufwand und in der Kostenminimierung.

Selbständig oder freiberuflich: Welche Berufe gehören zu den „freien" Berufen?

Was ein freier Beruf ist, ist in Deutschland klar umrissen. Hierzu zählen in erster Linie:

  • Künstler
  • Wissenschaftler
  • Schriftsteller
  • Schauspieler
  • Maler
  • Journalisten
  • Redakteure
  • und viele mehr

Darüber hinaus gehören zu der Gruppe Dozenten, sofern sie in keiner Festanstellung sind. Zu den genannten klassischen Freiberuflern kommen noch die sogenannten Katalogberufe. Sie werden im Einkommensteuergesetz (EStG) definiert. Ihr Feld ist umfassend, denn zu den Freiberufler können ebenfalls Ärzte und Pfleger, Architekten, Anwälte, Erzieher Übersetzer und diverse Berufe mehr gehören. Bei allen weist die freiberufliche Tätigkeit folgende Merkmale auf:

  • Die Tätigkeit unterliegt nicht der Gewerbeordnung.
  • Für die Ausübung des Berufs sind besondere Fertigkeiten und Fachkenntnisse notwendig.
  • Die Tätigkeit zählt zu den Dienstleistungsberufen.
  • Die Person übt selbständig eine künstlerische, wissenschaftliche, erzieherische, schriftstellerische oder unterrichtende Tätigkeit aus.

Hinweis: Zur deutlicheren Unterscheidung sei angemerkt, dass insbesondere Berufe, bei denen Waren gehandelt werden, nicht zu den freiberuflichen, sondern zu den gewerblichen Berufen gehören.

Freiberufler und die Bürokratie

Aufgrund der Tätigkeitsmerkmale eines Freiberuflers steht er nicht in der Pflicht, eine Gewerbesteuer zu zahlen. Darüber hinaus müssen sie nicht Mitglied bei einer Handelskammer werden, was ebenfalls die Kosten drückt. Da der Freiberufler nicht gewerblich handelt, benötigt er keinerlei angemeldetes Gewerbe und untersteht nicht der Gewerbeaufsicht. Zudem entfällt die Pflicht, eine Buchführung anzufertigen. Allerdings ist der Freiberufler dazu verpflichtet, dem Finanzamt die exakte freiberufliche Tätigkeit zu melden. Eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung ist für den Fiskus ausreichend. Dies entlastet insbesondere die kleinen Freiberufler.

Eine weitere steuerliche Besonderheit zeichnet die Freiberufler im Unterschied zu den Selbständigen aus.

So dürfen sie die Umsatzsteuer mit der Vorsteuer verrechnen. Hiermit ist eine Steuer gemeint, die unter Einbezug der erbrachten Dienstleistung anderer Unternehmen berechnet wird. Dann kann sie gegenüber der eigenen Umsatzsteuer geltend gemacht werden. Wie der Name bereits andeutet, wird die Vorsteuer im Voraus bezahlt. Das hat für den Freiberufler den Vorteil, dass Nachzahlungen niedriger sind oder gar nicht erst anfallen. Gleichzeitig wird die Liquidität des Staatshaushaltes gefördert. Die Vorsteuerhöhe wird an den zu erwartenden Einnahmen bemessen. Hierfür werden vorangegangene Steuerbescheide herangezogen. Der Freiberufler selbst kann den erforderlichen Bescheid für die Vorauszahlung bei der zuständigen Finanzbehörde beantragen. Ist es nicht möglich, eine relativ präzise Vorauszahlungshöhe zu bestimmen, wird die Differenz zwischen Vorauszahlung und der tatsächlichen Steuerschuld im Nachhinein ermittelt.

Hat der Freiberufler zu Anfang des Steuerjahres eine Vorauszahlung geleistet, die zu hoch ist, bekommt er den Überschuss zurück. Sollte die tatsächliche Steuerlast höher sein als die Vorauszahlung, ist eine Nachzahlung notwendig. Die Nachzahlung muss binnen eines Monats nach Erhalt des Steuerbescheids erfolgen. Wenn dies nicht geschieht, fallen zumeist Mahngebühren und weitere Extrakosten an. Die Berechnung der Vorsteuer erfolgt stets zu den Stichtagen:

  • 10. März
  • 10. Juni
  • 10. September
  • 10. Dezember

Eine pauschale Entrichtung der Vorsteuer ist notwendig, sofern sie im betreffenden Kalenderjahr eine Mindesthöhe von 400 € aufweist oder eine Mindesthöhe von 100 € für einen Vorauszahlungstermin. Wie bereits erwähnt ermittelt die Höhe der Vorauszahlung das Finanzamt. Dafür nutzt es die letzten Steuerbescheide.

Selbständig machen: Finanzamt entscheidet, ob freiberuflich oder selbständig

Sie können nicht eigenmächtig entscheiden, ob Sie zur Kategorie Selbständiger oder Freiberufler gehören möchten. Stattdessen übernimmt das Finanzamt die Entscheidung. Es ist allerdings keine willkürliche Entscheidung, sondern die Finanzbehörde schaut sich sehr genau Ihren Beruf an. Darüber hinaus müssen sowohl Freiberufler als auch Selbständige einige Grundkriterien erfüllen, um zu einer der beiden Kategorien zu gehören.

So müssen sie regelmäßig für mehrere Kunden oder Auftraggeber tätig werden.

Einer von diesen darf nicht mehr als vier Fünftel von dem Einkommen ausmachen. Sollte dieses Grundkriterium auf Sie nicht zutreffen, arbeiten Sie vielleicht doch nicht selbstbestimmt. Sie könnten dann „scheinselbständig“ sein. Wenn Sie sich unsicher sind, dann fragen Sie bitte direkt beim Finanzamt nach. Dort erhalten Sie eine verlässliche Auskunft. Derzeit arbeiten in Deutschland rund eine Million Menschen als Freiberufler. Für einige von ihnen gibt es sogar Gewerkschaften. Ein Beispiel: der Verband der deutschen Schriftsteller als Teil von Verdi. Ein weiteres Beispiel stellt der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) dar, welcher als Dachorganisation dient.

Was zeichnet die Selbständigkeit noch aus?

Ob selbständig als Freiberufler oder mit einem Gewerbe: Die Selbständigkeit bringt diverse Vorteile mit sich. So kann der Selbständige die Arbeitszeit weitgehend selbst einteilen. Gleiches trifft auf die Arbeitsdauer und den Arbeitsort zu. Indirekte Einschränkungen gibt es nur von dem Markt bzw. Bereich, in dem der Einzelne tätig ist. Selbständige haben keinen Vorgesetzten und sind damit nicht weisungsgebunden. Allerdings tragen sie ein finanzielles und rechtliches Risiko. Darüber hinaus sind sie an einige Formalitäten gebunden. Wie diese im Detail aussehen, hängt von der Art der Selbstständigkeit ab.

All diese Eigenschaften der Selbständigkeit gehen mit einem hohen Maß an beruflicher Freiheit einher. Häufig wird dieser Weg daher zur Sinnfindung gewählt. Selbständige möchten oft berufliche Träume verwirklichen. Ein möglicherweise höheres Einkommen kann eine weitere Motivation sein.

Obiges Konzept "Selbständig Oder Freiberufler: Was Ist Der Unterschied?" hier auch als Infografik. Klicke auf den Lnk oder auf das Bild für einen großen PDF Anblick, und der Möglichkeit die infografik zu drucken. Hier findest Du alle unsere Tipps Selbständig machen Infografiken.

Infografik Selbständig Oder Freiberufler: Was Ist Der Unterschied?

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Photo by Franck V. on Unsplash

Publiziert am 
Sep 11, 2019
 in Kategorie:
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