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om Rohrbruch bis hin zum Ankleidezimmer nach Maß: Wie gut, dass es Handwerker gibt. Ohne sie wären wir in vielen Momenten des Lebens aufgeschmissen. Wer derzeit ein handwerkliches Anliegen oder gar ein größeres Problem hat, der merkt schnell, wie schwer es ist, einen Handwerker zu finden. Und ist einer gefunden, fragt sich noch, ob er ausreichend kompetent ist und wann er Zeit für mein Anliegen hat.

Doch betrachten wir diesen Missstand von einer anderen Seite: Dort, wo es Mangel gibt, tut sich jede Menge Potenzial auf.

Warum nicht mit einem der Handwerksberufe in die Selbstständigkeit starten? Das ist sogar international möglich.

Lehrstellen in Handwerksberufen: mehr freie Stellen als Bewerber

Es ist nicht lange her, da hat man sich noch um eine Lehrstelle gerissen. Inzwischen hat sich die Sachlage drastisch verändert: 2020 fingen in Deutschland erstmals mehr Menschen ein Studium als eine Berufsausbildung an. Insbesondere in den Handwerksberufen suchen Arbeitgeber händeringend nach engagierten Auszubildenden. Wer nachfragt, warum das Desinteresse an diesen Lehrstellen so groß ist, der erhält von den Jugendlichen vielfältige Antworten, von denen die meisten nichts mit der Realität zu tun haben:

  • „Im Handwerk ist kein Geld zu verdienen.“
  • „Ohne Studienabschluss ist man nichts.“
  • „Ich will mich nicht schmutzig machen.“
  • „Als Handwerker bin ich an Deutschland gebunden.“
  • „Handwerksberufe haben ein schlechtes Ansehen.“
  • „Ich will einen Beruf, bei dem ich sitzen kann.“
  • „Da gibt es keine Karrierechancen.“

An diesen wenigen Aussagen lässt sich schon erkennen, wie schlecht Jugendliche und junge Erwachsene über Handwerksberufe informiert sind. Gerade hier gibt es zahlreiche Chancen, um gutes Geld zu verdienen, unabhängig zu sein (auch räumlich) und sich kontinuierlich beruflich weiterzuentwickeln.

Digitalisierung: gerade jetzt haben Handwerker exzellente Zukunftsaussichten

IT und Digitalisierung sind allgegenwärtig. Jobs in diesen Bereichen sind überaus begehrt, denn junge Menschen verbinden sie mit hohen Gehältern, einem „coolen“ und bequemen Arbeitsplatz sowie jede Menge Spaß. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Darüber hinaus sind ein paar Aspekte bei IT-Berufen zu bedenken:

  • Die Konkurrenz im IT-Bereich ist groß. Um sich durchzusetzen und einen hohen Lohn zu beziehen, bedarf es jeder Menge (Spezial-)Wissen und Arbeitseinsatz.
  • Immer mehr Jobs in der IT-Branche werden durch Computer ersetzt. Künftig werden Arbeitsplätze in diesem Bereich wegbrechen.
  • Ein Schreibtischjob birgt wie ein Job mit Körpereinsatz gesundheitliche Risiken. Das beginnt beim Rückenleiden und endet mit Übergewicht durch Bewegungsmangel.
  • Arbeit im IT-Bereich ist oft nicht greifbar, sondern extrem abstrakt. Das kann ein Gefühl der Sinnlosigkeit im Beruf hervorrufen, was den Menschen langfristig unglücklich macht.
Und wer glaubt, er hätte in Handwerksberufen nie mehr etwas mit der Digitalisierung zu tun, der täuscht sich.

Je nach Branche und Einsatzbereich werden auch bei diesen Arbeitsplätzen zunehmend digitale Tools genutzt.

Hierzu ein Beispiel: Ein Tischler entwirft am Computer einen innovativen Kleiderschrank. Mit seinen Händen setzt er den digitalen Prototyp um. Im Anschluss vermarktet er den Kleiderschrank über das Internet mithilfe von Onlineshops und Social-Media-Kampagnen. Handwerk und IT sowie Digitalisierung schließen sich ganz und gar nicht aus. Man kann selber entscheiden, ob man "ganz ohne" auskommen kann und möchte oder nicht und trotzdem am Markt bestehen. Dies ist eine Freiheit, die nicht mehr viele Jobs bieten.

Weg vom Screen, rein ins Leben und in die Autonomie

Ein Großteil der jungen Erwachsenen hat in sich den intrinsischen Wunsch, autonom zu sein. Endlich raus aus dem Elternhaus, endlich frei sein, endlich auf eigenen Beinen stehen. Schnell wird jedoch festgestellt, dass es heutzutage gar nicht mehr so leicht ist, autonom zu sein. Überall lauern Abhängigkeiten – auch für Erwachsene mit Job. Wie ist es möglich, ein Höchstmaß an Autonomie zu erreichen? Ein Weg wäre die Selbständigkeit als Handwerker, denn…

  • …es gibt für gute Handwerker immer Arbeit.
  • …nach entsprechender Berufsausbildung kannst du dich leicht selbständig machen.
  • ...es gibt einen großen Bedarf an Selbständigen, die in die Nachfolge etablierter Handwerksbetriebe eintreten möchten, weil der Inhaber bereits im Rentenalter ist und keinen eigenen Nachfolger hat.
  • …Arbeit gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus - deutsche Handwerksarbeit wird weltweit geschätzt.
  • …sie erlaubt, noch mit den Händen etwas wirklich zu erschaffen.
  • …hier lässt sich etwas wahrhaftig bewirken.
  • …ein steter Kontakt mit der analogen Welt bleibt bestehen.
  • …selbst in Krisenzeiten werden diese Berufe gebraucht.
  • …einige der Handwerksberufe lassen sich nicht durch Maschinen und Computer ersetzen.
  • …ein gutes Einkommen ist möglich.
  • …es gibt zahlreiche Wachstumschancen – sowohl in die Tiefe als auch in die Breite.
  • …es ist eine Tätigkeit, die mentale Befriedigung schenkt.
  • …du kannst dir in vielen alltäglichen Bereichen des Lebens selbst helfen und bist so von anderen unabhängig.
  • … kontinuierliche Weiterbildung in Form von einer Erweiterung der Fähigkeiten ist leicht möglich und ergibt sich oft von selbst.

Eine Inspiration: Welche Handwerksberufe gibt es?

Wer ans Handwerk denkt, der hat meist Berufe wie Maurer, Automechaniker oder Schreiner im Kopf. Doch es gibt noch viel mehr. Einige von ihnen lassen sich auch im Sitzen ausführen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Fleischer
  • Feinoptiker
  • Automobilkaufmann
  • Bäcker
  • Brauer und Mälzer
  • Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Schwerpunkt Konditorei
  • Friseur
  • Handzuginstrumentenmacher
  • Holzspielzeugmacher
  • Informationselektroniker
  • Maler und Lackierer
  • Orthopädieschuhmacher
  • Raumausstatter
  • Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker
  • Sattler Fachrichtung Fahrzeugsattlerei
  • Schilder- und Lichtreklamehersteller
  • Schornsteinfeger
  • Steinmetz- und Steinbildhauer
  • Straßenbauer
  • Stuckateur
  • Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Getreidewirtschaft
  • Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer
  • Zahntechniker
  • Zerspanungsmechaniker
  • Zimmerer
  • Zweiradmechatroniker Fachrichtung Fahrradtechnik

Insgesamt gibt es im Handwerk 130 Berufe, sodass für jeden etwas dabei ist. Und der Weg in die Selbstständigkeit ist bei diesen Berufen oft nicht steinig. 

Hinweis in eigener Sache: Die hier angebotenen Informationen ersetzen selbstverständlich keine Steuer-, Finanz- oder Gründerberatung. Bitte wende dich an einen qualifizierten Fachanwalt, Steuerberater oder anderen Experten, um deine eigene Situation abzuklären.

Stand August 2022

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Photo by Kato Blackmore 🇺🇦 on Unsplash

Publiziert am 
Sep 29, 2022
 in Kategorie:
Planung

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