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on der Bäckerei über das Kosmetikstudio bis zum Fliesenleger und Allround-Handwerker: In dem Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ steckt viel Wahrheit. Tatsächlich lässt sich damit immer gutes Geld verdienen, sofern die Qualität stimmt und der Handwerker wirtschaftlich agiert. Wichtige Hinweise und Tipps rund um das Thema Existenzgründung als Handwerker haben wir hier für dich.

Selbständig machen mit dem Handwerksbetrieb: die Vorteile

  • Unabhängigkeit: Du bist von keinem Vorgesetzten abhängig, sondern bist dein eigener Chef.  Bist du gut in deinem Job, wird es dir in den meisten Handwerksbereichen nicht an Aufträgen mangeln. Im Gegenteil. Agierst du sehr verantwortungsbewusst und vorausschauend, hast du ebenfalls nie zu viel Arbeit, die dich ins Burnout bringen könnte.
  • Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit: Als Selbständiger triffst du zahlreiche Entscheidungen, weswegen du von einem Höchstmaß an Selbstbestimmung profitierst. Du stehst in Kontakt mit den Kunden, entscheidest über Marketingmaßnahmen und alle weiteren Vorgehensweisen. Jeden Tag siehst du, was geschafft worden ist. Genau das kann Sinnhaftigkeit im Arbeitsleben stiften, was zum persönlichen Glücklichsein beiträgt. 
  • Deine Arbeitsweise zählt: Viele Angestellte empfinden die Anweisungen ihrer Chefs als nicht realistisch und damit unsinnig. Sie würden das Arbeiten eher behindern, als zu mehr Erfolg führen. Bist du dein eigener Boss, arbeitest du so, wie du es für richtig hältst – das reicht von der Sortiments- und Werkzeugauswahl bis hin zum Materialeinsatz.
  • Abwechslung: Wirst du dich als Handwerker selbständig machen, übernimmst du fortan eine umfangreiche Spannbreite an Aufgaben. Ob Verwaltungsarbeit, Gespräche mit Kunden oder die tatsächlichen Handwerktätigkeiten mit deinen Gerätschaften: Du kannst alles selber machen. Und wenn dir das irgendwann zu viel wird, kannst du einzelne Aufgaben an Personal abgeben.
  • Bedarf und Nachfrage: Es steht außer Frage, dass es gerade seit der Corona-Krise an guten Handwerksbetrieben und Leuten fehlt. Nie wurde mehr gebaut und gewerkelt. Die Nachfrage kann ohne zu übertreiben als RIESIG angesehen werden. Trotzdem fehlt es den Betrieben an Nachwuchs. Scheinbar ist der Beruf des Handwerkers bei der heutigen Generation "out" und Studieren oder Computertechnik ist "in". Verständlich, aber nicht schlau. Unserer Erfahrung nach ist ein guter Handwerker überall auf der Welt (wir haben Erfahrungen in Deutschland, Österreich, England und den USA) Mangelware und deshalb sehr beliebt.
  • Betriebsübernahme/Nachfolge: Aufgrund des gegenwärtigen Mangels an Nachwuchs können viele Handwerksbetriebe, sobald der Chef nicht mehr selber arbeitet, den Laden zusperren. Das ist extrem schade. Soviel Gutes geht damit verloren. Stattdessen wäre dies eine super Gelegenheit für einen jungen Gesellen, den Betrieb zu übernehmen. Die Nachfolge kann jeder antreten, der sich fachlich qualifiziert und sich mit dem jetzigen Besitzer einigen kann. Oft können sogar sehr vorteilhafte Konditionen mit dem Senior ausgearbeitet werden, die dem Nachfolger die Übernahme erleichtern. Dies ist dann eine perfekte Win-Win Situation.
  • Beliebtheit: Ein guter Handwerker wird unter Kunden als Geheimtipp gehandelt und von einem zum anderen weitergereicht. Oft kann er allein von Mund-zu-Mund Propaganda leben, wobei ein gewisses Maß an anderer Werbung sehr sinnvoll ist. Nicht zu unterschätzen ist das gute Ansehen eines professionellen Handwerkers in seiner Gemeinde und seiner gesamten Umgebung. Dies kann er trotz Konkurrenz erreichen, einfach, indem er Top-Service liefert und sowohl freundlich, als auch immer aufmerksam ist. Ganz wichtig ist auch die Ehrlichkeit und immer zum Vorteil des Kunden zu arbeiten: Kann man die alte Armatur noch reparieren, dann sollte man dies dem Kunden sagen und nicht kategorisch eine neue, zu weit höheren Kosten einbauen.

Selbständig machen mit dem Handwerksbetrieb: die Nachteile

  • Hohe Eigenverantwortung: So schön es auch ist, alle Entscheidungen eigenmächtig zu treffen, gerade das ist für manche Personen schwierig und stressig. Bist du jedoch ein Unternehmertyp, wird dies für dich nicht zum Fallstrick.
  • Versicherungen: Du brauchst zahlreiche Versicherungen, um gut abgesichert zu sein. Welche dies im Detail sind, hängt von der Art des Handwerksbetriebs ab. Selbstverständlich bedeuten Versicherungen Mehrkosten, die du einkalkulieren musst.
  • Buchhaltung: Ein wichtiger Punkt bei deiner Selbständigkeit ist die Buchhaltung. Ganz egal, womit du dich selbständig machen wirst, dies ist eine aufwendige und konstante Aufgabe. Verdienst du ausreichend, kannst du sie natürlich outsourcen. Auch eine Buchhaltungssoftware ist hilfreich.
  • Steuern: Das leidige Thema Steuern geht an niemanden vorbei. Bist du gewerbetreibend, musst du eine jährliche Steuererklärung anfertigen. Auch Umsatzsteueranmeldungen können erforderlich sein.
  • Preise richtig kalkulieren: Es ist nicht leicht, die richtigen Preise für seine Arbeit zu bestimmen. Du solltest dich damit jedoch intensiv auseinandersetzen, wozu auch ein Blick auf die unmittelbaren Wettbewerber gehört.
  • Gefälligkeiten minimieren: Mal eben am Sonntag kostenfrei der Freundin die Haare schneiden oder in den Ferien beim Freund die Küche einbauen. Das zu tun ist nett, aber du musst aufpassen, dass Gefälligkeiten nicht dein Leben dominieren. Deine Arbeitskraft und Leistung haben einen Wert. Das müssen auch Freunde und Familie begreifen.

Rein in die Selbstständigkeit als Handwerker: 7 Schritte

1. Kläre die Voraussetzungen

Im ersten Schritt der Existenzgründung musst du checken, inwiefern du ein zulassungsfreies oder zulassungspflichtiges Handwerk ausführst. Ist es zulassungspflichtig, benötigst du in diesem Bereich eine Ausbildung plus Meisterbrief. Bei einem zulassungsfreien Handwerk kannst du sofort durchstarten, aber vergiss nicht, dich sofort bei der Handwerkskammer zu melden.

2. Was sagt der Markt?

Eine Selbstständigkeit geht mit Risiken einher. Um diese zu minimieren, solltest du vor der Unternehmensgründung eine Marktanalyse durchführen. Das kann so einfach sein wie viele Leute in deiner Umgebung zu fragen, welchen Handwerker aus deiner Branche sie empfehlen können und welche Erfahrungen sie mit diesem gemacht haben. Du kannst viel aus solchen Gesprächen lernen und dich dann entsprechend positionieren.

Für dich ist wichtig zu wissen, wie es um die Konkurrenz steht und wie sich vor Ort der Wettbewerb gestaltet. Machst du das nicht, verlässt du dich auf Glück und Zufall und das ist nicht ratsam.

3. Erstelle einen Businessplan

Bist du unter anderem aufgrund der Marktanalyse der Ansicht, du kannst mit deinem Handwerk am Wunschstandort genug Geld verdienen, brauchst du einen Businessplan. Warum? Solltest du Förderungen oder Kredite benötigen, dient er als unerlässliche Vorlage bei Banken und Behörden. Darüber hinaus klärst du in ihm einige wichtige Aspekte zur Selbstständigkeit, wodurch dein Vorgehen professioneller wird.

4. Welche Rechtsform für meinen Betrieb?

Die Wahl der richtigen Rechtsform ist unerlässlich. Zwei Faktoren nehmen darauf einen entscheidenden Einfluss: das verfügbare Stammkapital und die Anzahl der Gründer des Unternehmens.

5. Gewerbeanmeldung nicht vergessen

Sobald die Rechtsform feststeht, geht es an die Gewerbeanmeldung. Hierfür nimmst du vorab die Eintragung in die Handwerksrolle vor. Die Gewerbeanmeldung selbst erfolgt bei dem Gewerbeamt. Dann erhältst du zeitnah vom Finanzamt die erforderlichen Unterlagen. Übrigens: Für Handwerksbetriebe greift eine Pflichtmitgliedschaft in der jeweiligen Handwerkskammer. Gleiches zählt für die Mitgliedschaft in einer Industrie- und Handelskammer (IHK).

6. Wie bekomme ich Kunden?

Ohne Kunden gibt es keine Einkünfte. So einfach ist die Rechnung. Deswegen kommt für dich als Selbstständiger die wichtige Aufgabe der Kundenakquise hinzu. Wie sie am besten erfolgt, hängt stark von deiner Zielgruppe ab. Typische Wege sind:

  • Verteilung von Werbeflyern oder Postkarten
  • Anzeigenschaltung in lokalen Medien
  • Gestaltung der eigenen Homepage
  • Nutzung der Sozialen Medien
  • Mund-zu-Mund-Propaganda

In diesem Zusammenhang sind auch die unerlässlichen Maßnahmen zur Kundenbindung erwähnenswert. Eine hervorragende Arbeitsleistung inklusive Zuverlässigkeit sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Weitere Maßnahmen sind ratsam wie Rabatte, kleine Geschenke zum Geburtstag des Kunden etc.

7. Mach dich geschäftsbereit

Viele Handwerksbetriebe besitzen eigene Werksräume, Salons oder Büros. Startest du als Allround-Handwerker durch, ist dies nicht zwingend zu Anfang erforderlich. Unbedingt brauchst du jedoch alle erforderlichen Werkzeuge und Materialien. Arbeitest du außer Haus, ist ein Pkw unerlässlich.

Gut durchgeplant und mit einer hohen Arbeitsqualität, kannst du im In- und Ausland mit der Selbstständigkeit ganz bestimmt sehr erfolgreich sein.

Hinweis in eigener Sache: Die hier angebotenen Informationen ersetzen selbstverständlich keine Steuer-, Finanz- oder Gründerberatung. Bitte wende dich an einen qualifizierten Fachanwalt, Steuerberater oder anderen Experten, um deine eigene Situation abzuklären.

Stand April 2022

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Photo by Andy Li on Unsplash

Publiziert am 
Mar 28, 2022
 in Kategorie:
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