D

ie Selbständigkeit ist ein Traum von vielen. Endlich der eigene Chef sein und Entscheidungen eigenverantwortlich treffen. Doch Selbständigkeit heißt nicht zwingend, selbständig agieren zu können. Stattdessen geben Deadlines von Auftraggebern den Arbeitsrhythmus vor, die Bank lauert mit ihren Forderungen und mit dem Team muss jedes Vorhaben genau diskutiert werden. So manch einer fragt sich dann: „Ich wollte mich doch selbständig machen. Wo ist meine Eigenständigkeit geblieben?“ Damit dir das nicht passiert, stellen wir dir das Geschäftsmodell "Solopreneurship" vor. Noch nicht davon gehört? Für ein besseres Verständnis vergleichen wir dies hier mit der beliebten Freiberuflichkeit und dem Entrepreneurship.

Solopreneur: Was ist das eigentlich?

Ist ein Solopreneur ein Freiberufler oder ein Entrepreneur? Nein, denn dann gäbe es ja nicht drei unterschiedliche Begrifflichkeiten für diese Formen der Selbständigkeit. Ein Solopreneur ist ein Unternehmer, dem das Wörtchen „solo“ für allein vorangestellt ist. Damit ist es ein Selbständiger, der allein unternehmerisch agiert, Gelegenheiten beim Schopf packt und Möglichkeiten identifiziert. Ein Team braucht er dafür nicht.

Der Begriff Solopreneurship stammt, wie könnte es anders sein, aus den USA. Er lehnt sich an das Lean-Startup-Konzept an, bei dem schlanke Planungsprozesse und ein mutiges Vorangehen typisch sind.

Kurzum: Du fängst an, gehst möglichst rasch auf den Markt, schaust dir die Resonanz an und passt dich und dein Geschäftskonzept daraufhin an. In Deutschland, wo die Gründerszene deutlich verhaltener agiert, prägten vor allem Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg die Bezeichnung Solopreneurship. Warum? Sie schrieben als Ehepaar zusammen das Buch „Solopreneur. Allein schneller am Ziel“. Damit zeigen sie auf, was einen Solopreneur und seinen Unternehmergeist ausmacht.

Typische Eigenschaften eines Solopreneurs

Solopreneurs suchen die Unabhängigkeit. Natürlich kannst du nie zu 100 % unabhängig von allem sein. Abhängigkeiten gibt es immer, aber du kannst sie auf ein Minimum reduzieren. Hierfür ist ein gewisser Spirit, eine geistige Einstellung, erforderlich. Darüber hinaus bleibst du immer der Kopf deines Unternehmens. Um dieses Vorhaben konsequent durchzusetzen, fängst du lieber im Kleinen an und wächst dann langsam zu Größerem.

Also: Du gründest dein Unternehmen ohne Festangestellte und Geschäftspartner. Du bist also solo unterwegs. Dennoch bist du kein Einzelkämpfer, sondern greifst auf ein stabiles und wachsendes Netz an Kontakten zurück. Zu diesen Kontakten können andere Unternehmen, Fachleute und Selbständige gehören. Je nach Bedarf ergänzt du also durch Experten deine Kernkompetenz.

Wieso ist Solopreneurship kein Freelancing?

Solopreneurship und Freelancing ähneln sich stark. Doch es gibt auch erhebliche Unterschiede. So verkauft der Solopreneur seine Arbeitsergebnisse. Du entwickelst deine eigenen Prozesse und Produkte. Zudem akquirierst du Kunden selbst. Beim Freelancing bzw. einer freiberuflichen Tätigkeit verkauft der Selbständige seine Arbeitszeit und wirkt an den Projekten der Auftraggeber mit.

Und was ist dann der Unterschied zwischen einem Entrepreneur und einem Solopreneur? Der typische Entrepreneur denkt in einem größeren Rahmen. Um die Ideen umzusetzen, ist somit ein großer Apparat erforderlich. Beim Solopreneur ist das nicht so.

Auf diese Weise gewinnst du nicht nur an Unabhängigkeit, sondern auch an Flexibilität. Schnell kannst du auf Veränderungen reagieren, was dich sehr anpassungsfähig macht. Manche der Solopreneure benötigen noch nicht einmal einen festen Firmensitz. Es sind digitale Nomaden, die mal hier und mal dort leben. Smartphone, Laptop und Internetverbindung: Das kann ein Erfolgsrezept sein.

Überblick der wichtigsten Merkmale: Solopreneur, Freiberufler und Entrepreneur

Solopreneur

  • Du verkaufst Ergebnisse.
  • Du verfolgst eigene Projekte.
  • Du akquirierst deine eigenen Kunden.
  • Du arbeitest ohne feste Mitarbeiter.
  • Du nutzt flexible Strukturen.

Freiberufler

  • Du verkaufst deine Arbeitszeit.
  • Du arbeitest an den Projekten deiner Kunden.
  • Du akquirierst Aufträge.
  • Du arbeitest ohne feste Mitarbeiter.
  • Du nutzt flexible Strukturen.

Entrepreneur

  • Du verkaufst Ergebnisse.
  • Du verfolgst eigene Projekte.
  • Du akquirierst deine eigenen Kunden.
  • Du arbeitest mit einer Belegschaft und hast meistens ein Firmengebäude/Büro.
  • Du hast ein größeres Team und somit weniger Flexibilität.

Solopreneur ist nicht gleich Solopreneur

Grob lässt sich das Solopreneurship in unterschiedliche Geschäftsmodelle aufteilen. Hier sind die 5 wichtigsten Geschäftsformen, in denen ein Solopreneur normalerweise tätig ist:

  • Hersteller und Produkt Modelle: Du stellst ein Produkt selbst her oder lässt es herstellen.
  • Kreative: Du schaffst ein Erlebnis und vermarktest dieses.
  • Händler: Du handelst mit einem Sortiment, aber stellst es nicht selbst her.
  • Experten: Du baust dein Unternehmen rund um dein Wissen auf.
  • Dienstleistungen: Du bietest einen Service an und lieferst den Kunden so eine Lösung.

Mit dem Solopreneurship starten

Wenn du den ersten groben Entwurf für dein Geschäftsmodell hast, machst du ein Konzept, wie du deine Idee als Solopreneur umsetzen kannst. Damit du nicht in eine Zeitfalle gerätst und in ein Burnout stolperst, solltest du die Arbeitsorganisation smart gestalten. Konkret heißt das, die Unternehmensabläufe so zu planen, dass diese auch ohne dein kontinuierliches und permanentes Zutun klappen.

Ist Solopreneurship etwas für mich?

Du möchtest ein Solopreneur werden? Wunderbar. Du hast dann etliche Vorzüge gegenüber den klassischen Solo-Selbständigen und regulären Unternehmen. So bleibst du flexibel und kannst auf jegliche Marktveränderungen umgehend reagieren. Das ist vor allem in sehr unsicheren Märkten ein bedeutender Vorteil, der dir einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz sichert. Darüber hinaus hast du die Option, dir die Vorteile des Outsourcings zu Eigen zu machen.

Konkret heißt das, du machst nur das, was sich für dich lohnt, was du magst und was du kannst.

Für alles andere suchst du dir Experten. Aufgrund der Digitalisierung kannst du frei entscheiden, wo und wann du arbeitest. Du passt dein Business an deine Lebensansprüche an und nicht umgekehrt. Stets behältst du über alles die Kontrolle, wodurch mühsame Abstimmungsprozesse entfallen. Der Markt entscheidet und du entscheidest, wie du ihn für dich nutzt.

Natürlich ist auch beim Solopreneurship nicht alles Gold, was glänzt. Jeder, der sich selbständig macht muss bereit sein, sich richtig ins Zeug zu legen, Lehrgeld zu zahlen und ständig neue Herausforderungen anzunehmen. Wem das nicht liegt, der ist vielleicht als Freelancer, mit einem abgesteckten Aufgabenfeld, glücklicher. Nicht für jeden Selbständigen und nicht für jedes Geschäftsmodell ist Solopreneurship das passende Konzept. Freiberufler können ebenfalls sehr erfolgreich sein. Gleiches zählt natürlich für klassische Unternehmer. Die Übergänge von einem Geschäftsmodell zum anderen sind fließend. Es gibt keine ganz klar abgesteckten Grenzen. Einige starten auch als Freiberufler und werden dann zum Solpreneur. Überlege selbst, ob das Solopreneurship zu dir und deiner Geschäftsidee passt.

Hinweis in eigener Sache: Die hier angebotenen Informationen ersetzen selbstverständlich keine Steuer-, Finanz- oder Gründerberatung. Bitte wende dich an einen qualifizierten Fachanwalt, Steuerberater oder anderen Experten, um deine eigene Situation abzuklären.

Stand Dezember 2021

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

_________

Photo by Shumilov Ludmila on Unsplash

Publiziert am 
Dec 23, 2021
 in Kategorie:
Analyse

Mehr zur Kategorie: 

Analyse

alle ansehen

Nehme an unserem regelmäßigen Newsletter teil und lies als erstes die neuen Beiträge

Thank you! Your submission has been received!
Oops! Something went wrong while submitting the form.